Zoll auf dem Rhein
Neuburg – Gestern wie heute ein außergewöhnlich interessanter Ort mit einer sehr bewegten Geschichte
Alle schiffbaren Flüsse mit den an ihren Ufern angelegten Leinpfaden, von denen aus die Schiffe stromaufwärts gezogen wurden, ebenso alle übrigen, dem Verkehr oder auch anderen Zwecken dienenden Anlagen, wie Häfen, Fähren, Brücken, Wassermühlen und Fischereieinrichtungen standen unter öffentlichem Recht.
Von größter Bedeutung für das Reich war natürlich der wichtigste Wasserweg, der Rhein, die „Libera et regia strata“.
Aus der Zollfeste Neuburg wurde im Laufe der Jahrhunderte ein Schiffer- und Fischerdorf, das sich in den letzten Jahrzehnten zu einer ansehnlichen Wohngemeinde mit weitgehend intakt gebliebener Umwelt entwickelt hat, wenn auch Krieg und Evakuierung besonders nach 1945 ihre Spuren hinterlassen haben. Im einzelnen sind folgende geschichtliche Daten erwähnenswert:
Im
10./11. Jahrhundert ist die Hauptrichtung des Handelsverkehrs nach Norden gerichtet. Nach dieser Zeit entsteht im
13. Jahrhundert ein Zollweistum, eine Sammlung der gültigen Bestimmungen im Zollverkehr durch den Zoller Dietmar von Speyer. Von Bedeutung ist hier auch, daß Neuburg mit seiner Fähre an der Fernstraße von Metz/Lothringen ins Remstal einen wichtigen Rheinübergang darstellt. Wegen dieses Tatbestandes haben die Grafen von Eberstein
1250 wahrscheinlich jedoch schon früher, Neuburg (rechtsrheinisch) zur Siedlung ausgebaut und zur Stadt erhoben. Da auch Lauterburg
1252 zur Stadt erhoben wird, sind sowohl das rechte, als auch das linke Rheinufer gesichert.
1347 am 13. Dezember erneuert Kaiser Karl IV. den Herren von Lichtenberg den Reichszoll auf dem Rhein bei Neuburg und das Geleitrecht zwischen Ettlingen und Lauterburg.
1393: Im Tarif für die Rheinzölle ist in den 30 Artikeln wiederholt vom „alten Zoll zu Neuburg“ die Rede.
1629: Die Statuten der Schiffsleute-Zunft in Straßburg „Änckerzunft, Altes Articül-Buch“ zeigen, daß Neuburg für die Straßburger einen Grenzpunkt bedeutete. Mehrere Artikel bestimmen, was ober- bzw. unterhalb von Neuburg zu beachten ist, so auch in der Schiffszimmerleute-Ordnung von 1603. Ende des
18. Jahrhunderts gibt es von Straßburg bis zur holländischen Grenze 31 Zollstätten.
1803: am 25. Februar wird mit „Reichsdeputationshauptschluß“ die Aufhebung aller Rheinzölle bestimmt, sowohl auf dem rechten, als auch linken Ufer. Neuburg verbleibt bei den vertraglich vereinbarten 12 Zollstellen, Rheinoktroistellen (Zollämter) genannt. Urkundlich ist belegt, daß das sog. „Schiefe Haus“ in der Rheinstraße Haus-Nr. 4 von Zoller Valentin I. die Amtsräume des Oktroiamtes beherbergte.
Seit 1989 befindet sich das Haus im Sobernheimer Freilichtmuseum. Nach
1815 während der bayrischen Herrschaft, wird das Hauptzollamt bis zur Auflösung nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 nach Neuburg verlegt. Das Zollamt befindet sich zu dieser Zeit an der Schiffhecke.
1882 wird es auf Abbruch vergeben. Das Material findet beim Bau des Gasthauses „Zum Sternen“ Verwendung.
1919 nach dem Ersten Weltkrieg gehört Elsass/Lothringen wieder zu Frankreich und die Grenze befindet sich erneut zwischen dem Elsass und der Pfalz. Wegen der französischen Besetzung des linken Rheinufers wird die neue Rheinzollstelle rechtsrheinisch bei Neuburgweier errichtet. Sie verbleibt dort bis zur Auflösung der Zollgrenzen innerhalb der Europäischen Union im Jahr 1993.
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